“Ich will frei sein! Ich will leben!” Anmutig reckt und streckt sich die junge Frau vor dem Hintergrund eines Anblicks von Strand, Wasser und Wellen. – Ein Bild von Lebenslust, Gesundheit und Wohlbefinden, – ein Bild aus der Werbung. Wer wollte es wagen, der Dame zu entgegnen, dass es das Leben nicht immer so gut mit einem meint, dass man vor Energie nur so strotzt?

Sie würde es nicht hören wollen. Sie würde dem entgegen halten, sie habe ein Recht auf Glück und Gesundheit, auf Freude und Wohlergehen.

Mit Leben verbinden wir gerne mit dem Zusatz “gut”. Wir wollen gut leben. Was, so fragen wir, wäre es denn sonst für ein Leben? Ein Leben in Armut, in Krankheit, in Sorgen,… – ist das also kein richtiges Leben? Viele Menschen haben keine Wahl, sich die Umstände ihres Daseins auszusuchen. Meistens haben wir allein die Wahl zu entscheiden, wie wir mit dem, was wir antreffen, umgehen, ob wir über die Verhältnisse jammern und klagen, oder ob wir das beste daraus machen. Rundherum optimal ist es in den seltensten Fällen.

Aber die Bezeichnung “Leben” erhält unser Dasein von dem, der uns als unser Schöpfer und Lebenserhalter in diesem Leben will: Gott sieht sich nicht zuerst kritisch unser Dasein an und entscheidet dann, ob es das Merkmal “Leben” verdient. Gott hat uns den Lebens-Odem geschenkt, er hat uns einen Platz in der Welt gegeben. Er hat sich etwas großes dabei vorgenommen: Unser Leben soll nicht nur ein Da-sein, ein Vorhanden-sein werden, sondern es soll den Titel “Leben” tragen und seiner würdig sein. Dafür sucht Gott sich nicht nur die Erfolgreichen, Glücklichen und Gesunden aus. So einfach macht er sich das nicht.

Dieser Fachmann in Sachen Leben gibt unserem Leben Anschluss an sein Leben. Jesus gibt uns für das neue Jahr den Satz mit auf den Weg: “Ich lebe, und ihr sollt auch leben.” (Johannes 14,19). Das gilt im besonderen, wenn wir fragen: “Was ist denn an dieser Situation schon “Leben”? Ist es nicht eher nur ein Durchstehen und ein Versuch zu über-leben? Anschluss an Jesus ist Leben. Er lässt uns nicht allein durch schwere Zeiten gehen, er geht mit.

Diese Gewissheit und dieses Vertrauen wünsche ich Ihnen auf allen Ihren Lebenswegen!

Ihre Pfarrerin Hanna Bader